Das Know-how der Mitarbeiter ist eine wertvolle Ressource, die im Unternehmen allen jederzeit überall zur Verfügung stehen sollte. Wissen ist die Basis für Innovation, für mehr Effizienz in Produktionsprozessen und damit für Kosteneinsparungen beim Einsatz von Energie, Material und Manpower. Für ein effizientes Wissensmanagement spielen Manufacturing-Execution-Systeme (MES) eine entscheidende Rolle.
Wie oft hört man Sätze wie „Das weiß nur die Kollegin, aber die ist im Urlaub“ oder „Da muss der Kollege dran, der kennt sich mit so etwas aus“? Experten sind in hochtechnisierten Unternehmen mit komplexen Produktionsanforderungen einerseits unerlässlich. Andererseits offenbaren die Beispiele die Grenzen des Expertentums. Was nützt das Wissen, wenn es nicht verfügbar ist?
Dabei ist Wissen im Gegensatz zu den drei klassischen Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und Boden die einzige unternehmerische Ressource, die sich vermehrt, wenn man sie teilt und die Wettbewerbern unter Verwendung entsprechender Schutzmaßnahmen nur schwer zugänglich ist. Doch ebenso wie die anderen Produktionsfaktoren muss auch das Wissen identifiziert, erfasst, organisiert und dokumentiert werden, damit es unternehmensweit zur Verfügung steht. Erst durch ein Wissensmanagement können produzierende Unternehmen Wissen erfolgreich einsetzen, um Optimierungspotenziale zu nutzen, mit denen in allen Unternehmensbereichen Kosten gesenkt werden können.
Explizites und implizites Wissen
Der Prozess der Identifikation, Organisation, Dokumentation und Verfügbarkeit liegt auch einem Manufacturing-Execution-System zugrunde. Das MES sammelt aus der Produktion Daten, organisiert und verdichtet sie, speichert die Daten und stellt sie visualisiert in Form von Kennzahlen (KPI) zur Verfügung. Da es sich beim MES um erfassbare Daten handelt, auf die prinzipiell jedermann zugreifen kann, spricht man von explizitem, kollektivem Wissen.
Während es sich beim MES um Informationsmanagement handelt, geht das Wissensmanagement in Unternehmen einen Schritt weiter. Zwar ist auch das in Informations- und Kommunikationssystemen gespeicherte explizite, kollektive Wissen Teil des Wissensmanagements, aber zum Aufbau eines Wissensmanagements zählt auch das Wissen, das an Mitarbeiter gebunden ist, also deren Erfahrung im Umgang mit Kollegen, Maschinen, Werkzeugen, Anlagen etc. – alles, was den Mitarbeiter zum Experten macht. Man spricht bei diesem menschgebundenen Wissen von implizitem, individuellem Wissen. Hierin liegt oft die Antwort auf die Frage, warum ein älterer Mitarbeiter ein und dieselbe Anlage in zwei Stunden einrichten kann, wohingegen ein jüngerer Mitarbeiter drei Stunden für diese Arbeit benötigt.
Für den Aufbau eines Wissensmanagements im Unternehmen ist das implizite Wissen von großer Bedeutung und gleichzeitig eine enorme Herausforderung, denn häufig ist dem Mitarbeiter nicht bewusst, dass er für das Unternehmen wertvolles Wissen besitzt. Dementsprechend schwer ist es, dieses unbewusste implizite Wissen weiterzugeben. Im Wissensmanagement muss deshalb implizites in explizites, individuelles in kollektives Wissen transferiert werden oder einfacher gesagt: Das Expertentum, das in den Köpfen der Mitarbeiter steckt, bewusst und unbewusst, muss in Form von Daten in die Produktionssysteme fließen.
Gefahren des Wissensverlusts
Diese Wissenstransformation ist der Grundstein, um zu verhindern, dass wertvolles Wissen verlorengeht, wenn etwa Mitarbeiter zu einem Wettbewerber wechseln oder aus anderen Gründen aus dem Unternehmen ausscheiden. Gerade wenn langjährige Mitarbeiter in Rente gehen, nehmen sie einen großen Teil ihres impliziten Wissens mit, selbst wenn sie noch so bemüht waren, ihre Erfahrungen an andere, jüngere Kollegen weiterzugeben.
Der Abfluss von Wissen stellt eine ernsthafte Gefahr für viele Unternehmen dar, vor allem in produzierenden Betrieben, in denen viele Prozesse durch die Erfahrung und das Wissen einzelner Mitarbeiter gesteuert werden. Die Anforderungen an eine moderne Produktion – beispielhaft seien an dieser Stelle nur Just-in-time, individuelle Kundenanforderungen oder die Produktion von Kleinstserien genannt – erhöhen die Komplexität einzelner Fertigungsprozesse. Damit steigt auch das Risiko von sogenannten Wissensinseln: Das Wissen bündelt sich an gewissen Stellen im Unternehmen, zum Beispiel in einem konkreten Team, und wird nicht ausgetauscht, obwohl andere Teams von diesem Wissen profitieren würden.
Wenn dieses implizite Wissen nicht rechtzeitig dokumentiert und für das Unternehmen gesichert wird, gehen wichtige Informationen verloren. Hier können MES im Rahmen des Wissensmanagements eine wichtige Rolle spielen. MES bieten eine ideale Lösung, um Wissensmanagement in der Produktion systematisch zu betreiben. Sie unterstützen dabei, sowohl ex- als auch implizites Wissen zu erfassen, zu organisieren und zu verbreiten sowie nachhaltig zu sichern.
Horizontale und vertikale Datenintegration
Der erste Schritt beim Aufbau eines Wissensmanagements ist die Identifikation des relevanten Wissens. MES-Lösungen erleichtern diesen Prozess, indem sie Daten direkt aus der Produktion erfassen und analysieren. Das sind in erster Linie maschinenbezogene Informationen wie etwa Verbräuche, Durchlaufzeiten, Stillstände oder Störungen. Sie bilden jedoch nur den Anfang im Wissensmanagement für produzierende Unternehmen. Modular aufgebaute MES-Lösungen können sukzessive auf die gesamte Produktion und letztendlich auf das gesamte Unternehmen ausgeweitet werden. Neben Maschinen- lassen sich so auch Betriebsdaten (MDE/BDE) erheben. Zusätzlich kann auch eine Personalzeiterfassung, das Qualitäts- oder das Energiemanagement etc. integriert werden.
Gleiches ist mit Software oder Tools möglich, die für das Wissensmanagement eingesetzt werden, um etwa Dokumente, Protokolle, Berichte, Handbücher etc. zu speichern. Über entsprechende Schnittstellen können auch solche Daten dem MES zugeführt werden. Nicht umsonst werden MES auch als Datendrehkreuz in Unternehmen bezeichnet. Als Brückentechnologie sind sie ein integraler Bestandteil, um produzierende Unternehmen in die Industrie 4.0 zu führen.
Die vom MES gesammelten, verdichteten und analysierten Daten werden bedarfsgerecht verschiedenen Stellen im Unternehmen zur Verfügung gestellt. So findet nicht nur eine Digitalisierung über verschiedene Unternehmensbereiche statt, sondern auch entlang der Managementhierarchien. Man spricht von einer horizontalen und vertikalen Datenintegration. Je tiefer diese Datenintegration im produzierenden Unternehmen vorgenommen wird, desto mehr ex- und implizites Wissen fließt in das MES. Die Strukturierung und Kategorisierung des Wissens ermöglicht es den Mitarbeitern, relevante Informationen schnell und effizient zu nutzen. Durch das MES wird das Wissen nicht nur gesichert, sondern auch aktiv in den Produktionsprozess integriert – es wird geteilt und vermehrt sich.
Basis für Innovationen
Ein effizientes Wissensmanagement bietet produzierenden Unternehmen zahlreiche Vorteile. MES-Lösungen schaffen nicht nur die Grundlage für einen effektiven Wissensaufbau, sondern tragen auch zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Unternehmens bei. Durch die Erfassung und den systematischen Aufbau eines Wissensmanagements im Unternehmen wird die Grundlage für Innovationen gelegt. MES ermöglichen es, das Wissen aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens zusammenzuführen, um anhand neuer Einsichten neue Ideen zu entwickeln. So können Produktionsprozesse optimiert und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gestärkt werden. Wissensmanagement-Systeme, integriert in MES-Lösungen, fördern zudem den Wissensaustausch zwischen verschiedenen Abteilungen und Teams, wodurch der Innovationsprozess beschleunigt wird.
Es ist offensichtlich, dass das Wissensmanagement ein unverzichtbarer Bestandteil einer erfolgreichen Unternehmensführung ist – insbesondere in produzierenden Unternehmen. Wer genau weiß, warum zum Beispiel einige Maschinen für bestimmte Fertigungsprozesse länger benötigen als andere, warum welche Störungen auftreten oder wie Mitarbeiter sinnvoll eingesetzt werden, erhöht nicht nur die Produktivität, sondern vermeidet auch Kosten, die an der Konkurrenzfähigkeit nagen. MES bieten hierbei eine effektive Lösung, um Aufbau, Sicherung und Verbreitung von Wissen zu unterstützen. Der Einsatz von Wissensmanagement-Tools in Verbindung mit MES ist ein Schlüsselfaktor für den unternehmerischen Erfolg. Aus der immensen Datenflut wird nutzbares Wissen gewonnen, das produzierende Unternehmen in Innovationen umsetzen. Und Innovation ist immer noch der beste Weg, um sich gegen Wettbewerber erfolgreich zur Wehr zu setzen.
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